- Schachten und Filze im Bayerischen Wald -



- Schachten -

Als Schachten bezeichnet man im Bayerischen Wald ehemalige Viehweiden, welche vor gut 400 Jahren in einer Höhe von bis zu 1250m angelegt wurden. Meist waren es Bauern aus dem Zwieseler Winkel, welche diese “Almen des Bayerwaldes” im 17. Jahrhundert bewirtschafteten.

Heute wird fast keiner dieser Schachten mehr genutzt und es hat sich im Laufe der Jahre eine einmalige und zugleich faszinierende Landschaft auf diesen freien Waldflächen gebildet. Uralte, bizarre Baumriesen, welche früher als Unterstand gepflanzt wurden sind heute das charakteristische Zeichen für einen Schachten.

Das Klima auf den Schachten ist besonders im Winter sehr rau. Durch die Höhenlage von 1000-1250m liegt die Durchschnittstemperatur auf vielen Schachten bei ca. 3-4°C. Der Jahresniederschlag überschreitet oft 2000mm. Dieser Niederschlag kommt allerdings nicht nur durch Regen und Schnee zustande, auch Reif und Tau spielen hier eine Rolle. Der Winter beginnt auf den Schachten oft schon im Oktober. Im Hochwinter sind Schneehöhen über 2-3m normal. Die letzten Schneereste tauen dann oft erst Ende Mai ab.

Einen Schachten zu erleben ist ein einmaliges Erlebnis. Man versinkt in uriger unberührter Natur, fernab von jeglicher Zivilisation kann man die Stille in dieser einmaligen Landschaft genießen. Allerdings sind die Schachten nur nach längeren anstrengenden Fußmärschen zu erreichen, was aber wiederum gut ist, da die Natur hier wirklich noch Natur sein kann.

Übersichtskarte der Schachten im Nationalpark Bayerischer Wald



- Filze (Hochmoore) -

Wer einmal durch die stille, einsame Welt eines Hochmoores gewandert ist, die absolute Ruhe gehört hat, die Libellen über die Moorseen schwirren sah... der versteht die Faszination welche von diesen einsamen unberührten Flecken Erde in den Höhen des Bayerischen Waldes ausgeht. Wenn man über die Knüppelwege die Hochmoore erreicht fühlt man sich wie in einer anderen Welt versetzt. Die lautstark zirpenden Grillen, welche man noch auf den Schachten gehört hat sind verstummt... es ist absolut still, nur vereinzelt singt ein Vogel und ein schwacher Windhauch weht über die Latschenfelder. Besonders am Abend und am Morgen, wenn unzählige Tautropfen alles überziehen und in der Sonne glitzern, kann man die Faszination Hochmoor sehr intensiv genießen.

Hochmoore sind im Bayerischen Wald und besonders im Nationalpark Sumava auf Tschechischer Seite häufig anzutreffen. Eines der beeindruckendsten auf bayerischer Seite ist das Moor um den Latschensee, welches man vom Kohlschachten her auf einem Knüppelweg erreicht. Der Name Hochmoor kommt nicht, wie man vielleicht vermuten möchte, von der Höhenlage des Moores, sondern von seinem Entwicklungsstadium. Jedes Hochmoor z.B. war zuvor ein Niedermoor.

Niedermoore sind nicht ausschließlich abhängig vom Oberflächenwasser, sondern werden auch noch vom Grundwasser gespeist. Dadurch entsteht hier eine vielfältige Flora. Wenn die Torfschicht jedoch dicker wird, werden die Bedingungen für viele Pflanzen immer schwieriger, nach einiger Zeit entsteht das Zwischenmoor. Die Torfschicht wird immer (über 5m) dicker bis schließlich nur noch wenige Pflanzen mit den Bedingungen zurecht kommen. Somit kann kein Wasser mehr in den Untergrund dringen und es entsteht in einem Jahrtausende andauerndem Prozess ein Hochmoor. Die Voraussetzungen für das entstehen eines solchen Moores sind hohe Niederschlagsmengen, niedrige Durchschnittstemperaturen und Stickstoffarmut des Bodens.

An vielen Stellen im Hochmoor sind kleine Seen entstanden, sogenannte Hochmoorseen. Der größte auf Bayerischer Seite ist der Latschensee. Dieser See ist ca. 2m tief, durch sein saures Wasser leben hier weder Fische noch Frösche, nur Wasserläufer und Libellen kann man am See beobachten. Das Wasser eines Moorsees erscheint fast schwarz, bei Windstille kann man wunderschöne Spiegelungen auf der Wasseroberfläche sehen. Da die Abflüsse der Hochmoore nach und nach vom Torf überwuchert wurden, konnte kein Wasser mehr abfließen. Bei der Schneeschmelze z.B. floss immer mehr Wasser ab, welches sich staute und Hohlräume im Torf ausschwemmte. Wenn solch ein Hohlraum einstürzt entsteht eine Moordoline. Wurde dabei der Wasserabfluss abgeschnitten drang Quellwasser an die Oberfläche und es bildet sich ein Moorsee.

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Bilder und Berichte © Stefan Engl
www.bayerwaldnatur.de